von Kurt Lautensack:
Mit dem Glockenläuten zum Jahreswechsel 2023/24 waren es genau fünf Jahre der Zugehörigkeit der Gemeinde Gompertshausen zur Stadt Heldburg. Darauf wurde auch in der Neujahrsgemeinde verwiesen. in
Gompertshausen – Auch wenn es aus der Sicht der Stadtverwaltung eine offizielle Einladung zur Einwohnerversammlung war, für die Gompertshäuser war, ist und wird es auch weiterhin die „Neujarschgemee“ (Neujahrsgemeinde) bleiben, eine mehr als 70-jährige Tradition am Silvestermorgen. Eine Tradition, bei der Rückschau auf das alte Jahr gehalten und ein Ausblick auf das neue Jahr gewagt wird. Und obwohl es in diesem Jahr erstmals kein Freigetränk aus der Stadtkasse gab, so wurde die Rekord-Besucherzahl von 100 im Saal des Mehrzweckgebäudes verzeichnet. Übrigens, ein Frei(bier)getränk gab es im Verlaufe der Zusammenkunft trotzdem noch, nämlich vom „KULT“-Verein. Dazu später mehr.
Begrüßt wurden die Einwohner von Bürgermeister Christopher Other und Ortsteilbürgermeister Ulrich Lippmann. Wie stets bei der Neujahrsgemeinde, galten die ersten Gedanken in einer Gedenkminute den Verstorbenen im Jahr 2023. Bevor Christopher Other anschließend auf das Jahr zurückblickte, ging er kurz auf die Einwohnerentwicklung der Stadt Heldburg mit ihren 13 Ortsteilen ein. So wies die Einwohnerzahl zum Ende des Jahres 2023 einen Stand von insgesamt 3344 auf, das sind 39 weniger gegenüber dem Vorjahr. In Gompertshausen sank die Einwohnerzahl trotz vier Geburten und sieben Zuzüge auf 431, wobei der weibliche Anteil mit 216 gegenüber dem männlichen Geschlecht ein ausgeglichenes Verhältnis aufweist. Nach wie vor ist aber Gompertshausen nach der Stadt Heldburg der größte Ortsteil.
Danach nannte er rückblickend einige Haushaltspositionen, die sich natürlich auch auf Gompertshausen auswirkten. So beliefen sich die Ausgaben für die Kindergärten auf 1,9 Millionen Euro, was trotz Elternbeiträge und Zuschüsse zu einem Defizit von rund einer Million führte. Für Gompertshausen sehr schmerzlich war die komplette Absage von Fördermitteln für die vorgesehene Sanierung des Mehrzweckgebäudes einschließlich Kegelbahn. Für den TSV 08 Gompertshausen gab es zumindest 7000 Euro zur Anschaffung von zwei Mährobotern für den Sportplatz. 30000 Euro seien für die Installation von 25 neuen Straßenlampen ausgegeben worden. Auch konnten in den vergangenen über drei Millionen Euro an Schulden getilgt werden, so dass der Schuldenstand auf 1,906 Mio Euro sank. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, was die Leistungsfähigkeit der Stadt Heldburg betraf.
„Wir waren mit großen Hoffnungen in das Jahr 2023 gestartet und haben viel vorgehabt“, so der Bürgermeister, „doch die äußeren Umstände haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“. Und zwar so stark, dass das es zu einer Haushaltskonsolidierung kommen werde. So seien beispielsweise die Energiekosten trotz Strompreisbremse um ein Drittel gestiegen. Ohne sie hätte die Stadt allein für die Straßenbeleuchtung statt 90000 Euro rund 140000 Euro ausgeben müssen. Höhere Schlüsselzuweisungen seien durch gestiegene Lohnkosten egalisiert worden und sinkende Industrieholzpreise zeigten ihrerseits Auswirkungen. Hinzu gekommen seien, wie schon beim Mehrzweckgebäude erwähnt, bei Fördermitteln nur Absagen gekommen. So habe es im Landkreis überhaupt keine Zusagen für Sportstätten gegeben. Andere „konjunkturelle Turbolenzen“, als Beispiele nannte Christopher Other die Fa. Habermaaß Bad Rodach, die Regiomed-Kliniken und die Median-Klinik Bad Colberg, die die Situation noch verschlimmerten.
Als eine Ursache nannte Other die Gesetzgebung des Bundes, da sich zum Beispiel das Wachstumssteuergesetz total negativ auf die Kommunen auswirkt. Diese werden bei der Finanzierung völlig allein gelassen. Für den Bund gelte halt das Sprichwort nicht: „Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen“, so der Bürgermeister. Die Stadt Heldburg müsse nach vorläufigen Berechnungen für 2023 mit einem Jahresdefizit von 400.000 bis 500.000 Euro rechnen. Das erfordere eine komplette Sanierung des Haushaltes, die nicht aus eigener Kraft zu stemmen sei und die „Hilfe des Landes“ gebraucht werde.
„Wir werden vor großen Herausforderungen stehen“, so der Stadtchef, „weil nicht absehbar ist, was auf uns zukommt“. Denn wenn man auf die Hilfe des Landes angewiesen sei, kommen zunächst Verpflichtungen auf die Stadt daz, das bedeute u.a. Steuererhöhungen, Gebührenerhöhung und die Streichung freiwilliger Leistungen. „In zehn Jahren meiner Amtszeit als Bürgermeister von Hellingen und schließlich Heldburg, habe ich so etwas noch nicht erlebt“, meinte er abschließend. Die Belastungsgrenze sei überschritten und normalerweise müsse man „die weiße Fahne aus dem Rathaus hängen“. Um die kommenden Aufgaben zu bewältigen, werde es mehr denn je auf ein Miteinander ankommen.
Das nahm auch Ortsteilbürgermeister Ulrich Lippmann zum Anlass, um allen Vereinen und allen Helfern bei Veranstaltungen für ihren Einsatz zu danken. Die Vereine seien sehr agil gewesen und hätten Zusammenhalt und ein Miteinander bewiesen, das nun noch mehr gefordert werde. „Ich selbst habe mich immer bemüht, Probleme oder Anliegen zeitnah weiterzugeben und Lösungen zu finden“, so Lippmann. Er habe sein Amt in einer bewegten Zeit ausgeübt, wobei der u.a. die 900-Jahrfeier und die Corona-Zeit nannte. Er werde auch weiterhin im Ort mitwirken, so Ulrich Lippmann, werde sich aber 2024 nicht wieder zur Wahl stellen. Eine weitere Herausforderung für die Einwohner, einen neuen Kandidaten für die Wahl als Ortsteilbürgermeister zu finden.
Und wie es bei der Neujahrsgemeinde schon selbstverständlich ist, haben natürlich auch Einwohner und Vereine das Wort. So ließ Thomas Treubig, Vorsitzender des TSV 1908 Gompertshausen, einige Höhepunkte des Jahres Revue passieren, vom Kinderfasching über die sportlichen Veranstaltungen bis zur Durchführung der Kirmes. Dabei galt sein Dank seinem Vorstand und allen Gompertshäusern, die sich mit einbrachten, ganz gleich bei welcher Veranstaltung. Zum TSV 08 gehörten auch zwei Kindertanzgruppen, die inzwischen durch Josy Staffel von ihrer Vorgängerin Kristin Hildebrand übernommen wurde. Wie nahtlos dies funktionierte, belege die Tatsache, dass Josy selbst einmal in der Tanzgruppe von Kristin getanzt habe. Als größte Aufgabe sieht Thomas Treubig in der Sanierung der Kegelbahn, soll sie weiter wettkampffähig bleiben. Bis auf die Kegelaufnahme und der Aufstellautomaten müsse sie komplett erneuert werden. Sollte es mit der Förderung von 60% klappen, müssen weitere 10% Eigenmittel und 30% Eigenleistung aufgebracht werden. Eine Mammutaufgabe, die ebenfalls großen Zusammenhalt erfordert.
Für die FFW und den Feuerwehrverein ergriff Wehrführer Enrico Götz das Wort. Er dankte seinen 25 Aktiven für ihre Einsatzbereitschaft, die an 22 Einsätzen beteiligt waren und weiter über 1000 Stunden geleistet hätten. Doch die Feuerwehr brauche Zuwachs, deshalb bat er, „es möge einmal jeder insichgehen“, um der Feuerwehr beizustehen. Gegenwärtig gebe es auch wieder eine Jugendfeuerwehr mit sechs Jungen und Mädchen. Für den Gemeindekirchenrat sprach Manuel Urbschat seinen Dank aus und Michael Specht für den Backhausverein. Auch dankte er für die Zusammenarbeit mit Ulrich Lippmann. Angesprochen wurden auch andere Probleme wie die Ortsbeleuchtung oder die Raserei auf der „Dorf-Autobahn“ (Umgehungsstraße um den Ort). Schließlich ging es noch einmal um den im Mai gegründeten „Verein für Kultur und ländliche Tradition“ (KULT-Verein). Die Eröffnungsveranstaltung dazu fand im August statt und gegenwärtig zähle der Verein 15 Mitglieder, so der gewählte Vorsitzender Christoph Marquis. Der Verein habe sich vor allem die Aufgabe gestellt, mit Veranstaltungen und Zusammenkünften die Gaststätte „Zur Linde“ am Leben zu erhalten. Als Dank für das engagierte Wirken überreichte Christopher Other eine Spende an den Verein. Gleichzeitig dankte er und der Ortsteilbürgermeister Christoph Marquis für seinen Einsatz. Christoph betreut außerdem die Homepage von Gompertshausen und die von den Einwohnern gut angenommene und inzwischen unverzichtbare „Dorffunk-App“. Schließlich lud Christopher Other zum Stärkeantrinken am 6. Januar 2024 nach Heldburg ein.
Text und Bilder: Kurt Lautensack