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Frischwarenmarkt heißt jetzt „Gompertshäuser Fleisch-, Wurst- und Wildspezialitäten“

Ein Bericht von Kurt Lautensack:

Die Nachricht von der Schließung des Gompertshäuser Frischwarenmarktes hinterließ bei den Einwohnern von Gompertshausen Sorgenfalten.

Gompertshausen – Ausgerechnet im Jubiläumsjahr des Ortes soll es mit dem Frischwarenmarkt und damit mit der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittel am Ort vorbei sein? Die Nachricht kam zwar nicht aus heiterem Himmel, das die Geschäftsführerin des Frischwaren- und Dienstleistungshofes, Gudrun Leipold, den Frischwarenmarkt aufgibt und in den verdienten Ruhestand geht, doch die Sorgenfalten hatten sich dadurch nicht geglättet. Auch Ortsteilbürgermeister Gerd Amrell und seine Gemeinde- bzw. Stadträte spürten bei Gesprächen mit den Einwohnern die Angst um eine Schließung des einzigen Einkaufmarktes. Vor allem ältere Bürger und Nichtmotorisierte oder Familien die am Ort ihre Arbeit haben hätte es wohl sehr getroffen. Außerdem stehen im Laufe eines Jahres immer wieder Veranstaltungen der Vereine oder auch Familienfeiern an, nicht nur im Jubiläumsjahr, wo vor allem die Versorgung mit Fleisch- und Wurstwaren aus heimischer Produktion gefragt ist.

Besuch der Ortsvertreter in der "neuen" alten Verkaufsstelle

Besuch der Ortsvertreter in der “neuen” alten Verkaufsstelle

Doch die Rettung für die „Gompertshäuser Fleisch-, Wurst- und Wildspezialitäten“, wie sich der Einkaufsmarkt künftig bezeichnet, kam aus den benachbarten Linden. Christoph Graf und seine Lebenspartnerin Maria Siegel führen bei einem nahtlosen Übergang das Geschäft weiter. Lediglich ein Inventurtag lag zwischen dem Besitzerwechsel. Im Beisein von sichtlich erleichterten Gemeinderäten sprach Freies Wort kürzlich mit der neuen Pächterfamilie aus Linden vor Ort über ihre Geschäftsstrategie sowie über berufliche Stationen von Christoph Graf. Denn Christoph Graf ist für Gudrun Leipold und Sohn André, der das Landwirtschaftsunternehmen „Kreckaue“ führt sowie für Mitarbeiter des Frischwaren- und Dienstleistungshofes keineswegs unbekannt. Denn Christoph Graf hat von 2002 bis 2005 im Landwirtschaftsunternehmen, damals noch unter dem leider zu früh verstorbenen Egon Leipold eine Metzgerlehre absolviert.

Seit 2006 führt er ein landwirtschaftliches Dienstleistungsunternehmen mit eigener Rinderherde, die gegenwärtig 80 Rinder zählt. Der Kontakt zur Familie Leipold und zu Gompertshausen sei nie ganz abgerissen gewesen, so Graf, so dass es schließlich im Dezember vorigen Jahres zu Verhandlungen mit André Leipold und seiner Mutter Gudrun zur Übernahme des Frischwarenmarktes kam. Zum näheren Verständnis: Zum Frischwaren und Dienstleistungshof, an dem Mutter und Sohn Anteile haben, gehörten der Frischwarenmarkt, eine Photovoltaikanlage und die Biogasanlage. Da der Gebäudekomplex aus dem Dienstleistungshof herausgelöst wurde, ergab sich aus verschiedenen Gründen eine Namensänderung. Seit dem 1. Februar 2019 steht für den Frischwarenmarkt die Bezeichnung „Gompertshäuser Fleisch-, Wurst- und Wildspezialitäten“.

Da ihn André Leipold aus Arbeits- und Zeitgründen nicht weiterführen konnte, sei man zu einer Einigung gekommen. Im Ergebnis der Verhandlungen sei man übereingekommen, dass er, so Graf, die gesamte Inneneinrichtung einschließlich der ehemaligen Gaststube erworben habe, während für Grundstück und Gebäude ein Pachtvertrag abgeschlossen worden sei. „Im Gebäudekomplex erhalten bleiben auch der Frisörsalon, die Flaschenbierhandlung und die Räumlichkeiten für Familienfeiern. Geblieben seien mit Ramona Fischer und Selina Schorr auch die Mitarbeiterinnen des Frischwarenmarktes, verstärkt durch Regina Graf. Ebenso gehört der langjährig tätige Metzger und Altgeselle (Bezeichnung aus der Handwerkssprache) Oliver Hoch zum Personal. Oliver Hoch wird auch weiterhin als Betriebsleiter tätig sein. Die Partnerin von Christoph Graf, Maria Siegel, wird sich in erster Linie um die Verwaltungsarbeit und Buchhaltung kümmern.

Mit der Bezeichnung „Gompertshäuser Fleisch-, Wurst- und Wildspezialitäten“ komme auch zum Ausdruck, woran sich das breite Angebot orientiert, so der Geschäftsinhaber. „Die Bevölkerung wird nach wie vor durch die eigene Verarbeitung Produkte in gewohnt guter Qualität vorfinden, wobei das Rindfleisch aus eigenem Rinderbestand kommt“, erklärte Christoph Graf. Zum anderen bestehe eine Kooperation mit dem Unternehmen „Kreckaue“, das ebenfalls einen Rinderbestand aufweise. Was das Schweinefleisch betreffe, so habe er zwei Anbieter, die auch eine artgerechte Tierhaltung garantieren. Außerdem werden regelmäßig Produkte aus Pferdefleisch (Rouladen, Pferdewurst) und einmal wöchentlich Bratwürste vom Rost angeboten werden. Selbstverständlich werden in gewohnter Weise auch andere Lebens- und Genussmittel in den Regalen vorhanden sein.

Blick auf die Fleischtheke, Vor allem bei den älteren und nicht-motorisierten Mitbürgern war die Erleichterung über den Erhalt der Verkaufsstelle groß

Vor allem bei den älteren und nicht-motorisierten Mitbürgern war die Erleichterung über den Erhalt der Verkaufsstelle groß

Welche Veränderungen oder Erweiterungen hinzukommen, werde sich im Laufe der Zeit zeigen. Denn die vielen Verordnungen und Auflagen, wie sich gerade im Hygienebereich ergeben, meinte der Geschäftsinhaber, unterliegen strengen Kontrollen, so dass weitere Neuerungen immer ein Risiko in sich bergen. „Der Wunsch der Gompertshäuser zur Fortführung des Geschäftes ging also in Erfüllung“, so Graf, „nun liegt es an den Kunden, wie stark es angenommen wird“. Die anwesenden Gemeinderäte waren jedenfalls froh darüber, dass es weitergeht, denn „die Qualität ist Spitze“, so Amrell. Und die Versorgung bei anstehenden Festlichkeiten scheint damit auch kein Problem zu sein, was sich bereits beim „Frühstück für ein Dorf“ zeigte.

(Quelle Text u. Bild: Kurt Lautensack, 12.03.2019)