Ein Bericht von Kurt Lautensack
In der nächsten Woche feiern die Gompertshäuser mit ihren Gästen im Rahmen ihres Ortsjubiläums ihre Zeltkirmes, die wohl auch die erste Zeltkirmes im Landkreis gewesen sein dürfte.
Gompertshausen – Um die Gompertshäuser Kirmes ranken sich gar viele Geschichten, die wohl ein dickes Buch füllen würden. Einige wenige sollen einmal erwähnt werden. Geht man vom berühmten „Gompertshäuser Kermesglas“ oder Kermeskrug von 1719 als Nachweis einer Kirmes aus, dann können die Gompertshäuser neben ihrem Ortsjubiläum sogar 300 Jahre Karmes feiern, wie es in Gompertshausen heißt. Bereits in der Festschrift zur 875 Jahrfeier 1994 war von dem „Kermeskrug“ die Rede. Auf der Inschrift, die übersetzt vorliegt, wird ein mehrfaches „Vivat“ auf „Ernst Friderich Hertzog zu Sachßen“, auf die Obrigkeit und „alle Gompertsheuser“ ausgesprochen. Vielleicht kommt ja auch daher der Ausspruch „Vivat, meine Tänzerin soll leben…“. Und wiederholt habe aus dem Kermesglas auch der Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (Theaterherzog 1826-1914) getrunken, als er auf dem Weg zur Veste Heldburg war, wo seine Gemahlin, Helene Freifrau von Heldburg (1839-1923) wohnte.Doch der historisch wertvolle Krug sei dem Otto Ludwig-Museum in Eisfeld vermacht worden, wo er am 19. März 1977 gestohlen worden sei und nie wieder aufgetaucht ist. So bleibt als Erinnerung nur das Foto mit der übersetzten Aufschrift.
Wann es nun die erste Kirmes gab, kann wohl auch in anderen Orten sehr schwer belegt werden, doch Kirchweihfeiern gab es schon im vorigen Jahrtausend. Und das Wort Kirmes geht ja auf eine solche und auf das mittelhochdeutsche „Kirmesse“ (Kirchmesse) zurück, die in der Regel im Herbst gefeiert wurde und im Zusammenhang mit der Ernte stand. Und da es in Gompertshausen laut der neuen Ortschronik schon 1411 eine Kirche gab, die mehrfachen baulichen Veränderungen unterlag, gehörten auch Kirchweihfeiern oder das Gedenken daran dazu. So gesehen ist die Zahl 1719 gar nicht so abwegig. Zur Kirmes gehörten natürlich auch die Kirmespredigten, von denen in der Chronik eine vom 3.11.1847 belegt ist. Darin heißt es: “… ein Knecht stieg bei der Magd aufs Dach zu einer Magd ins Haus“ und was er da wollte, das fällt wohl unter „die Gedanken sind frei“. Fest steht aber, dass schon damals wie heute kleine Missgeschicke aufs Korn genommen wurden. Auch ein Kirmesbaum und natürlich die Kirmestracht gehörten schon immer zur (fränkischen) Kirmestradition dazu.
So hat jeder (gebürtige) Gompertshäuser sicherlich ganz persönliche Erinnerungen an die Kirmes, die bekanntlich schon immer mehrere Tage andauerte, ob als Kind, Kirmesbursche/Mädchen oder als Einwohner schlechthin. In den 1950er Jahren, die erste Kirmes nach dem Krieg war 1950, dauerte die Kirmes von Sonntag bis Dienstag. Vor allem der Dienstag war für die Kinder etwas Besonderes, denn nach der Schule ging’s zum Kindertanz, wo es für jedes Kind eine Bratwurst und eine Limo gab, finanziert von der Gemeinde. Bis heute hat sich daher die Redewendung gehalten, „kriegst zur Karmes a Bratwurscht“, was als Dankeschön gelten sollte, wenn man jemanden helfen konnte oder einen Gefallen getan hat.
So nahm die jährliche Trachtenkirmes ihren Lauf durch die Jahrzehnte, wobei es längst zu einer Verschiebung der Tage auf Freitag bis Sonntag gekommen war. Doch plötzlich geriet die Kirmes in Gefahr, denn das Wirtshaus hatte 1986 seine Pforten geschlossen. Ein Ende der Kirmestradition, für die Gompertshäuser eine Horrorvorstellung. Eine Kirmes im Freien, noch dazu traditionell im Oktober, das ging gar nicht. Not macht bekanntlich erfinderisch. Also kam einigen Kirmesenthusiasten die Idee einer Zeltkirmes. Doch woher ein solches Zelt nehmen, denn Festzelte wie heute, die gab es zur DDR-Zeit nicht, erinnern sich noch heute viele Einwohner an die Zeit vor mehr als 30 Jahren. Die Rettung kam von den Grenzern der Gompertshäuser Kompanie. Ein Armeezelt war die Lösung.
Da die Gompertshäuser an sich ein gutes Verhältnis zu den Grenzern hatten und Köchinnen und Hausmeister sogar aus dem Ort waren, schaltete sich ein Hauptmann in das Geschehen ein. Wie in der Chronik festgehalten ging es mit dem Hauptmann und einem Kraftfahrer mit Passierschein über den Rennsteig nach Gräfenthal, um Armeezelte zu holen. Denn es brauchte ein paar Zelte um genügend Platz für die Leute und natürlich auch für die Kapelle zu schaffen. So wurden mehrere Zelte miteinander verknüpft und die erste Zeltkirmes im Unterland, eine andere war bis dato nicht bekannt, wurde aus der Taufe gehoben. Gleichzeitig damit wurde die Kirmes von Oktober in den Sommer verschoben.
Eine Taufe erlebte die Kirmes im wahrsten Sinne des Wortes, wie sich noch sehr viele Einwohner erinnern werden (ebenso wie der Autor des Beitrages) und bei der Jubiläumskirmes mitfeiern werden. Denn das Wasser kam von oben durch ein heftiges Unwetter. Mit Stangen wurde das Zeltdach immer wieder angehoben, damit das Wasser ablief, auch zwischen den verknüpften Zelten. Als auch noch der Strom ausfiel, musste der Lichtkegel eines Trabant Abhilfe schaffen. Die Stimmung aber, haben sich die Gompertshäuser nie vermiesen lassen. 1990 war auch diese Ära vorbei und große Festzelte ließen auch neue Möglichkeiten bei der Kirmes zu.
Zu einem Stimmungshoch avancierte der legendär gewordene Kirmes-Frühschoppen am Sonntag, in Vergangenheit und Gegenwart oft von der Gompertshäuser Blaskapelle, ob ehemalige oder seit Jahren neu formierte Kapelle, begleitet. Es waren und sind die tollen oder auch kuriosen Einlagen, die den Frühschoppen so legendär machten. Da musste der Amboss aus der Schmiede für die berühmte Amboss-Polka herhalten, wurden die lustigen Holzhacker-Buam aufgeführt, das die Späne flogen oder die Resi mit dem Lanz-Bulldog direkt ins Zelt gefahren. Regelrechte „Schauübungen“ der Feuerwehr waren eher zum Anheizen als zum Abkühlen der Stimmung gedacht, dazu humorvolle Beiträge oder schließlich „Die alten Kameraden“ in Kaiser Wilhelm-Uniform und Gesang, um einige Höhepunkte zu nennen. Auch der diesjährige Sonntagsfrühschoppen mit der Gompertshäuser Blasmusik und dem Auftritt der „Generationen-Plangesellschaft“ wird ein Highlight der Kirmes werden.