von Kurt Lautensack:
Die böhmisch-mährische Blasmusik hat auch in unserem Landkreis viele Fans, wie es sich beim „Böhmischen Abend“ am vergangenen Samstag im Dorfgemeinschaftshaus von Gompertshausen gezeigt hat.
Gompertshausen – Blasmusik in Gompertshausen, die gibt es schon weit über 100 Jahre, was nicht zuletzt auch Fotos in der Gompertshäuser Jubiläumschronik beweisen. Ihre Geschichte und die Namen aller, die jemals in den verschiedensten Formationen mitgespielt haben, könnten wohl ein Buch füllen. Das die Blasmusik bis heute Bestand hat, ist immer wieder dem Nachwuchs (und Vorfahren) zu verdanken, der zu jeder Zeit in eine bestehende Formation integriert wurde. Die “Gompertshäuser Blasmusik” in ihrer jetzigen Form gibt seit ca. 10 Jahren und ist aus deren Vorläufer, den „Weinberg-Musikanten“ hervorgegangen, wie Martin Specht im Gespräch erklärte. Eben diese „Gompertshäuser Blasmusik“ hat ihre Liebe zur böhmisch-mährischen entdeckt, wobei ihre Mitglieder nicht nur aus Gompertshausen kommen, sondern auch aus dem benachbarten Westhausen und anderen Orten wie Adelhausen, Herbstadt oder Ritschenhausen. Doch das geht anderen Kapellen nicht anders und ist eben auch der heutigen Zeit geschuldet.
Nach dem musikalischen Einstieg in den Abend begrüßte Michael Specht als Vorsitzender des Backhausvereins, der Organisator und Veranstalter des Abends war, die Gäste im Saal, der bis auf den letzten Stuhl in der Ecke besetzt war. Unter den Gästen herzlich begrüßt auch Heldburgs Bürgermeister Christopher Other und Erik Beiersdorfer, Kreisvorsitzender der Jungen Union und Kandidat der CDU für den Landtag. Neben einen persönlichen Umschlag überreichte Other Michael Specht im Auftrag von Vizelandrat Dirk Lindner (war leider verhindert) einen Scheck von 200 Euro. Danach ging es schwungvoll im Programm weiter und wer als Besucher beim “Böhmischen Abend“ dabei war, konnte die Begeisterung im Publikum spüren. Diese Begeisterung teilte auch Erik Beiersdorfer, selbst Hobby-Musiker und bis vor zwei Monaten Mitglied der Hergolshäuser Musikanten.
Dreieinhalb Stunden konnten sich die Zuhörer ganz den Polka-, Walzer- und Marschklängen hingeben und in Stimmung versetzen lassen. Dazu beigetragen hat mit seiner flotten Moderation auch Michael Heller, der humorvoll und mit lockeren Sprüchen durch den Abend führte und für alle 14 Musikerinnen und Musiker die passenden Worte fand. Als Klassiker zum Beginn und zum Ende eines solchen Abends kaum wegzudenken das „Grüß Gott ihr Freunde“ und „Bis bald, auf Wiedersehn“. Natürlich ließen die Musiker im Laufe des Abends die „Rauschenden Birken“ träumen, den Wein an der Donau blühen oder den Franz auf die „Vogelwiese“ gehen. Doch auch bei einem Böhmischen Abend muss es nicht nur böhmisch zugehen.
„Böhmische“ Besetzung kann facettenreich sein
Warum soll man bei einem böhmischen Abend nicht auch einmal „Über sieben Brücken“ gehen, einen Abstecher in die ungarische Puszta machen, ABBA mit „Super Trouper“ einen Besuch abstatten oder musikalisch mit dem Flipper-Titel in die Karibik reisen und mit Uwe Hofmann (Gesang) von „Santo Domingo“ träumen. Manche haben sich diesen Traum inzwischen längst erfüllt. Und wenn Brieftaubenfreunde unter den Zuhörern waren, dürfte ihr Herz höher geschlagen haben, als die Kapelle das Lied „Blauer Vogel“ spielte, indem es textlich um die Reise ihrer gefiederten Freunde geht. Wunderbar für ihre Besetzung bearbeitet und arrangiert wurde es von Fabian Winkel.
Dass die Kapelle viele Einzelkönner in ihren Reihen hat, mögen dem begeisterten Besucher die exzellenten Soloauftritte als Beweis genug sein. Sie alle wurden vom Publikum mit großem Beifall aufgenommen. Ob es zum Beispiel die „weinende Trompete“ von Florian Roth war, das bravourös gespielte Klarinettensolo beim „Czardas“ von Johanna Roth oder „Hey Jude“, ein Posaunensolo von Josef Gütter, in dessen Adern sicher auch ein bisschen Musikantenblut seines Vaters „Peppi“ fließt.
Die „Gompertshäuser“ haben aber nicht nur Solisten in ihren Reihen, sondern wie schon erwähnt, Komponisten und Arrangeure, die ihre eigenen Titel hervorbringen. Dreizehn ihrer eigenen Kompositionen und Arrangements haben sie vor drei Jahren auf ihrer CD „Hausgemacht“ vorgestellt. Der Titel „Hausgemacht“ stehe dabei „sinnbildlich für die ländliche Lebenseinstellung und vor allem für eigenhändig produzierte Blasmusik“. Beteiligt daran waren Christoph Röder, Fabian Winkel, Manuel Oestreicher und Florian Roth. Zwei ihrer echt böhmisch klingenden Titel, die Polka „Blasmusik und kühles Bier“ von Fabian Winkel und den Walzer „Spaziergang im Mondschein“ (Fabian Winkel und Christoph Röder) hatten sie auch dieses Mal im Programm. Mit „Am Mäuerla“, „Elenka“ und die „Gompertshäuser Perlen“ (als Dankeschön an die Frauen und Männer vom Backhausverein), Kompositionen bzw. Arrangements von Christoph Röder, waren neue Stücke dabei. So bot das Orchester alles, was von einem solchen Abend erwartet wurde und zeigte, wie die gute alte Blasmusik auch heute noch klingen und Jung und Alt in ihren Bann ziehen kann. Und der „Böhmische Traum“ und die „Alten Kameraden“ als allerletzte Zugaben dürfte vielen auf dem Heimweg noch in den Ohren geklungen haben.
Stimmen aus dem Publikum (mit Einzelfotos, beide Frauen-ein Foto)
Jörg Schwamm, Milz: „Ich bin begeistert, wunderbar. Dieser Abend ist super und wie man sieht, sind auch junge Leute da, die diese Musik mögen. Manche wollen es vielleicht nicht zugeben. So was könnte auch mal in Milz stattfinden“.
Annette Roth, Rieth: „Das ist Musik zum Genießen mit lauschigen Polkas und Walzerklängen. Ich finde es sehr schön und mir gefallen auch die anderen Titel wie ABBA oder über sieben Brücken. Erstaunlich, was hier jeder einzelne leistet. Es ist einfach prima Blasmusik“.
Maritta Lautensack, Ummerstadt: „Einfach wunderschön, tolle Musik. Vor allem die Klarinetten mit ihrem weichen Klang gefallen mir. Sie sind alle mit Herz dabei, es macht einfach Laune und Freude, zuzuhören“. Horst Fertsch, Gompertshausen: „Der Abend passt einfach, so habe ich ihn mir vorgestellt. Einwandfreie Blasmusik, da gehört schon was dazu. Auch die Soloeinlagen, einfach Klasse. Das merkt man auch am Beifall und den Bravo-Rufen, dass es allen gefällt“.
Mit den Gompertshäuser Blasmusikern im Gespräch
Beim „Böhmischen Abend“ trat die Kapelle gewissermaßen in großer Besetzung auf, wobei durchaus noch weitere Musikerinnen und Musiker dazu gehören.
Michael Specht: „Das stimmt schon, doch nicht alle Mitglieder sind oder können aus verschiedenen Gründen nicht oder nur noch selten dabei sein. So wohnt Stefan Renk inzwischen an der Ostsee spielen eben auch Schwangerschaft, Kinder und berufliche Gründe stärker mit. Es ändert sich eben immer mal was und wir treten deshalb auch in unterschiedlicher Besetzung auf. Mal so wie heute in böhmischer Besetzung, mal mit Akkordeon oder anderer kleinerer Formation. Ein Abend wie heute macht natürlich auch uns allen Freude“.
Wie ist die Rollenverteilung, wenn es um die Leitung der „Gompertshäuser Blasmusik geht? Dabei herrschte eine ziemlich einhellige Meinung bei allen Befragten. Siehe Einzelfotos.
Fabian Winkel: „Vieles bereden und machen wir gemeinsam im Team. Zum engeren Kreis gehören Martin Specht, Christoph Röder, Johanna und Florian Roth und ich selbst. Das schließt aber keinesfalls andere Kapellenmitglieder aus. Natürlich muss auch jemand den Takt angeben, doch auch hier gibt es kein Alleinstellungsmerkmal. Auftritte haben wir so 25 bis 30 im Jahr“.
Angemerkt sei, dass Fabian Winkel mehr oder weniger als musikalischer Leiter fungiert und Martin Specht mehr den organisatorischen Bereich abdeckt.
Im Orchester gibt es eine Reihe von Talenten, ob am Instrument oder beim Komponieren eigener Stücke. Gibt es da eine Fortsetzung von „Hausgemecht“ und woher nimmt man die Ideen?
Christoph Röder: „Gute Frage. Manchmal kommt mir oder den anderen beiden (gemeint Fabian Winkel und Florian Roth) spontan etwas in den Kopf, manchmal gehe ich gezielt vor. Es gibt aber auch Momente, da sitzt man da und es will einem nicht das richtige einfallen. Wir schreiben und komponieren munter weiter und könnten durchaus eine zweite CD produzieren. Das ist aber ein erheblicher Zeitaufwand und auch finanziell ohne Unterstützung kaum zu stemmen“.
In der momentanen Besetzung sind Johanna Roth (Gompertshausen) und Angela Geißler (Herbstadt) die einzigen Frauen. Ist das ein Problem?Johanna Roth: Auf keinen Fall. Unter Musikern wird sich gegenseitig geachtet, das geht es kollegial zu. Hier zählt die Leistung am Instrument. Außerdem sind wir von Anfang an das gemeinsame Musizieren gewohnt und mir macht es in unserer Truppe sehr viel Spaß. Ich habe 2004 beim Kinder- und Jugendorchester Gleichamberg angefangen, habe sozusagen in diesem Jahr ein Jubiläum. Wir waren in der Kapelle auch schon viel stärker vertreten als im Moment. Gründe hat Martin bereits angeführt“.
Quelle (Text u. Bilder): Kurt Lautensack