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Neujahrsgemeinde – eine Bilanz mit Mut für das Kommende

von Kurt Lautensack:

Die Dorfgemeinschaften als Stütze städtischer Vorhaben und die Vereine als Initiatoren des dörflichen Lebens, das ist es, was die Stadt Heldburg auch in den kommenden Jahren ihre Aufgaben meistern lässt.

Heldburg/Gompertshausen – Traditionell am Silvestermorgen findet in Gompertshausen schon seit ewigen Zeiten ungebrochen die Neujahrsgemeinde statt. In Erinnerung sind den ältesten Einwohnern noch die Neujahrsgemeinden in den 1950er Jahren, doch dass es sie schon früher gab, haben vor vielen Jahren inzwischen verstorbene Gompertshäuser bestätigt. Und so war es auch am vergangenen Silvester in der Gemeindegaststätte „Zur Linde“ nicht anders. Und wie es die Achtung vor den Verstorbenen gebietet, wurde zu Beginn der Neujahrsgemeinde durch Bürgermeister Christopher Other mit der Namensnennung und einer Gedenkminute an die 2024 verstorbenen 10 Einwohner von Gompertshausen erinnert, bevor zu einer Rückschau auf das vergangene Jahr und zu einem Blick in die Zukunft der Stadt Heldburg und ihrem Ortsteil Gompertshausen übergegangen wurde.

      Genau vor sechs Jahren, Silvester 2018, ist es an gleicher Stelle im Saal der Gaststätte gewesen, dass mit den damaligen Bürgermeistern Katja Kieslich (Bad Colberg-Heldburg), Christopher Other (Hellingen) und Gerd Amrell (Gompertshausen) die gemeinsame Stadt Heldburg besiegelt wurde. Und als zu mitternächtlicher Stunde die Glocken zum Einläuten des neuen Jahres verklungen waren und die Turmuhr die ersten Minuten des Jahres 2025 anzeigte, bestand die neu gebildete Stadt Heldburg mit ihren weiteren 13 Ortsteilen genau sechs Jahre. Volker König, Hauptamtsleiter der VG „Heldburger Unterland“, führte als Beauftragter der Stadt Heldburg bis zur Bürgermeister-Neuwahl im Mai 2019 die Amtsgeschäfte der Stadt. Christopher Other wurde der erste Bürgermeister der neuen „Stadt Heldburg“ und hält seitdem auch die Tradition in Gompertshausen aufrecht. Und nach wie vor ist auch das Interesse der Gompertshäuser an ihrer Stadt und natürlich an ihrem Ort selbst ungebrochen, was die mehr als 80 Besucher beweisen. Soweit ein kleiner notwendiger Vorspann.

Der Besuch zeigt das große Interesse der Einwohner
Der Besuch zeigt das große Interesse der Einwohner

      Wie gewohnt, begann Christopher Other nach der Begrüßung durch Ortsteilrat Sebastian Schmidt, der Ortsteilbürgermeister Raimar Sakautzki vertrat, mit einem Überblick zur Einwohnerentwicklung. Mit seinen aktuell 418 Einwohnern (212 männliche und 206 weibliche E.) führt Gompertshausen nach Heldburg (935 E.) die Einwohnerstatistik an. Gefolgt von Hellingen (375 E.), Gellershausen (307 E.) Rieth (296 E.) und Lindenau (294 E.). Am Ende der Reihe steht Einöd mit 39 und Volkmannshausen mit neun Einwohnern. Berücksichtigt man Weg- und Zuzüge sowie nur zwei Geburten, verlor Gompertshausen 12 Einwohner. In der Stadt Heldburg sind es insgesamt 51 E. weniger geworden bei nun aktuell 3290 Einwohnern. Mit dem Rückgang der Einwohnerzahl und sinkenden Kinderzahlen kam Christopher Other im Verlauf seiner Ausführungen nicht umhin, eine „Veränderung der Kindergartenstruktur“ in der Stadt anzusprechen. Hier müsse der Personalschlüssel neu analysiert und endlich nachhaltige Lösungen gefunden werden.

Unangenehme Themen nicht ausgespart

      Viele der insgesamt angesprochenen Themen, die für Gompertshausen ebenso wie für die anderen Ortsteile gelten, mögen zwar unangenehm sein, würden aber auch nicht weniger, wenn sie unausgesprochen bleiben würden, so der Bürgermeister. Damit war er auch bei Haushaltszahlen und der Erläuterung der aktuellen Situation angekommen. Aus haushalterischer Sicht werde die Situation 2025 noch denkbar komplizierter, so dass ein Konzept zur Haushaltskonsolidierung aufgrund des Defizits unumgänglich sei. Mit der Thüringer Aufbaubank habe man „bereits Punkt für Punkt die Haushaltspositionen durchgesehen“, so dass das Konzept „Handlungsgrundlage für die nächsten Jahre“ sein wird, erklärte Christopher Other. Dabei verwies er auf die Kostensteigerungen und einer hohen Inflationsrate in allen Lebensbereichen. Das betreffe zum Beispiel auch in der Verwaltung die gestiegenen Personalkosten, die seit 2022 um 240 000 Euro gestiegen seien, ohne eine Stelle mehr zu besetzen. Dabei schloss er die Kostensteigerungen in den privaten Haushalt, ob Ernährung, Versicherungen, Steuern oder Energie, mit ein. „Wir werden von den laufenden Kosten aufgefressen“, so Other.

      Beim Thema Wald sei es nicht anders, denn auch hier steigen die Kosten beim Holzeinschlag ebenso wie für die Wiederbewaldung, was zwangsläufig den Reinerlös halbiert habe. Gleichzeitig seien die Gewerbesteuereinnahmen von 900000 Euro 2021 auf 650000 Euro 2024 gesunken, während sich die Kreisumlage um weitere 75000 Euro 2025 erhöht. Und was Fördermittel betreffe, so seien sie nur hilfreich, wenn auch die entsprechenden Eigenmittel vorhanden seien. So vergrößere sich der Investitionsstau, weil auch die Rücklage ziemlich am Limit sei, denn die liege mit 138000 Euro gerade noch ca. 6000 Euro über der Mindestrücklage. Die gegenwärtige Finanzlage führte bereits dazu, dass 2024 keine neuen Investitionen vorgesehen wurden und bestehende nur noch umgesetzt wurden. Als Beispiel nannte Other die Untere Burgbergstraße in Heldburg und die Sanierung der Kegelbahn in Gompertshausen.

      Auch sprach er die Diskussionen zu den Freiflächen-PV-Anlagen an. Hier müsse sich jeder bewusst werden, dass das „Ja oder Nein zu erheblichen Auswirkungen für die finanzielle Lage der Stadt in den nächsten Jahren“ führe. Finanzielle Einschnitte hätten bereits dazu geführt, dass die Montgolfiade als großes Fest entfallen musste und größere freiwillige Leistungen nicht mehr subventioniert werden können. Schließlich soll auch weiterhin in die Erhaltung von Straßen, Wegen und Plätzen, in die Erdverkabelung oder in die Sanierung des Mehrzweckgebäudes investiert werden. Dazu müssten eben die Ausgaben angepasst werden. Außerdem müsse „alles in unserer Macht stehende getan werden, um den Kurortstatus für Bad Colberg aufrechtzuerhalten“, betonte der Bürgermeister. Intensive Gespräche würden mit Interessenten weitergeführt, um diese Traditionsklinik der Region zu erhalten.

Veranstaltungskalender macht Mut auf Gemeinsames

      Ein dringender Appell erging an die kommende Bundesregierung, in dem er eine „fundamentale Kehrtwende“ forderte, da sonst die Kommunen und Landkreise vor die Wand laufen würden. Dazu gehöre eine Änderung der Einstellung zur Werten und Tugenden (Leistungsbereitschaft, Pflichtbewusstsein, Ordnung), Ordnung in der Zuwanderung oder Schaffung eines verlässlichen Umfeldes für Investitionen der Wirtschaft, Technologieoffenheit, Sicherung der Arbeitsplätze und ein Mindestmaß an sozialer Sicherung. Doch Christopher Other wäre kein Kämpfer für seine Stadt, würde er Dinge dem Selbstlauf überlassen. Mit Blick auf das Geleistete in den vergangenen sechs Jahren ging er das „Wagnis einer Prognose“ ein und durchaus Motivierendes für das neue Jahr sieht. Dabei denke er an den Veranstaltungskalender, der bereits jetzt mit ca. 130 Veranstaltungen gefüllt ist und von den vielen Ehrenamtlichen mitgetragen werde. Wie bereits erwähnt setze er darauf, dass Stadträte, Dorfgemeinschaften und Vereine zusammenzurücken, um auch unangenehme Entscheidungen mitzutragen. In diesem Zusammenhang dankte er Verena Dauer mit einer Spende an die Kita-Eltern  für ihr ehrenamtliches Engagement bei der tollen Märchenaufführung. Gleichzeitig dankte er als Bürgermeister den Ortsteilbürgermeister, den Gompertshäuser Stadträten sowie allen Helfern für die „außerordentlich gute Zusammenarbeit“ bei allen durchgeführten Maßnahmen. Sein besonderer Dank galt natürlich dem gastgebenden Verein „KULT Gompertshausen“, der die Veranstaltung unterstütze und für jeden Anwesenden ein Freigetränk bereitstellte.

      Wie es bei der Neujahrsgemeinde Gewohnheit ist, ist es natürlich erwünscht, dass sich Vereine bzw. Einwohner zu Wort melden. Thomas Treubig, langjähriger Vorsitzender des TSV 08 Gompertshausen, konnte auf ein erfolgreiches Sportjahr zurückblicken. Stellte aber auch fest, dass es ein sehr anstrengendes Jahr war, in dem  die Sanierung und der Umbau der Kegelbahn viel Kraft gekostet habe. Er dankte der Stadt Heldburg und Bürgermeister Other für die Unterstützung mit 15000 Euro. Ebenso dankte er anderen Vereinen für die Unterstützung bei Veranstaltungen sowie seinen Vereinsmitgliedern für ihre geleistete Arbeit. Die gute Zusammenarbeit mit den anderen Vereinen des Ortes konnte Egon Weißmann vom Backhausverein nur unterstützen. Gerade auch beim jährlichen Backhausfest sei die gegenseitige Hilfe unerlässlich. Aber auch bei der Oster- bzw. Weihnachtsbäckerei sein privates Engagement wichtig. Das sah Manuel Urbschat vom Gemeindekirchenrat genauso. Er sprach vor allen den Frauen des Ortes seinen Dank aus, die sich bei vielen Veranstaltungen, aus seiner Sicht u.a. bei der Kirchhofweihnacht und dem Backhausfest als unverzichtbar erwiesen. Nicki Dauer sprach die Zusammenarbeit zwischen der FFw und dem Sportverein an sowie die Einsatzbereitschaft seiner Feuerwehrkameraden und des Vereins. Im Jahr 2025 steht für den Verein und die FFw die Kirmes auf dem Kalender, wo jede Hand gebraucht werde. Für die Unterstützung der Handwerkerzunft sprach sich der ehemalige Ortsteilbürgermeister Ulrich Lippmann aus, der selbst der Zunft angehört. Dass es ein guter Beschluss der Sängerinnen und Sänger des Chores gewesen sei, sich dem Riether Gesangsverein anzuschließen, befürwortete Frank Schneider. Es mache Spaß, mit Chorleiterin Stefanie Wirsching und den Chormitgliedern gemeinsam zu singen. Christoph Marquis vom 2023 gegründeten KULT-Verein dankte allen Einwohnern dafür, dass ihre Einladungen zu Veranstaltungen und Zusammenkünften zur Wiederbelebung der Gemeindegaststätte rege angenommen werden. Bedauert wurde in der Neujahrsgemeinde, dass von der bayerischen Nachbargemeinde Trappstadt/Alsleben kein Interesse an einer kleinen Feier anlässlich der Grenzöffnung zwischen Gompertshausen und Alsleben bestand. Sie jährte sich am 9. Dezember 2024 zum 35. Mal.

      Schließlich wurde von Christopher Other natürlich auch das Wahljahr 2025 angesprochen. Neben der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 sprach er natürlich auch in „eigener Sache“. „Heute war für mich persönlich Zeit für einen Rückblick und Zeit für eine Bilanz/einen Ausblick“. Seine Wahlperiode endet am 31. Mai 2025 und so stehe am 09.03. 2025 die Bürgermeisterwahl an. Nach sechs wirklich herausfordernden Jahren liege die Entscheidung über ein weiteres Mandat in den Händen der Bürgerinnen und Bürger. Er sei bereit, seine Ideen und seine Kraft auch in den kommenden, sicher auch schwierigen Jahren, für die Stadt einzubringen. An dieser Stelle möchte ich nochmals für die Glückwünsche zu meinen Geburtstag und die Anerkennung seitens der Stadt Heldburg im Namen meines Heimatortes danke sagen.